JAMES GECCELLI
BILDER
10.09.2010 - 02.10.2010
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James Geccelli begann nach seinem Studium der Fotografie und Kunst, einen neuen Dialog zwischen gebauten Objekten und Zeichnung herzustellen. Beide Arbeitsweisen wurden einander zum Denkanstoß. Seit einigen Jahren ist nun die Linie zum Gegenstand seines Interesses geworden – seine Werke operieren mit einem reduzierten Bestand von farbigen Linien auf Papier, auf Holz- und Alutafeln sowie auf Leinwand. Mit seinem Interesse an der farbigen Linie stellte sich für Geccelli auch die Frage nach dem Gegenüber des Bildgegenstandes: Der weiße Grund begann sich gegenüber der Linie immer mehr zu behaupten. Er wurde zum Fond und zum Gedächtnis seiner Versuche, das Verhältnis von Bild und Wand immer wieder neu zu bestimmen.
„Das Bild baut sich in aufeinander folgenden und ineinander übergehenden Schichten auf. Eine Linie wird gesetzt, eine andere an anderer Stelle mit Weiß übermalt. Von Schicht zu Schicht tritt eine Linie in die Fläche zurück, während eine andere auf dem Weiß stehen bleibt. Die Linien treten in Konkurrenz zu den Konturen des Bildkörpers, führen von den Bildkanten ins Bild hinein. Mit der Zeit gewinnen die Linien im Weiß an Intensität. Die Farbe einer Linie kann dem Weiß eine Ebene angeben, die vorher unbestimmt war. Zwischenräume kommen ins Spiel, Ordnungen und Markierungen verschieben sich.“ (James Geccelli)
„Aber genau genommen gibt es in Geccellis Bildern keine Elemente der Malerei. Was als einfachster Baustein gelten mag, erweist sich immer als ungeschieden, wandelbar, instabil. Geccellis Arbeit beginnt vor der Einfachheit, da das Sichtbare noch nicht unterteilt und daher auch noch nicht zusammengesetzt ist... Die Linie zeugt nicht mehr ausschließlich von der Betrachtung, sondern ebenso von einer körperlichen Bewegung... Die Linie ist demnach nichts Elementares, vielmehr ein Indifferenzphänomen, das sich erst nachträglich verzweigt in Gesehenes und Gezogenes, in Optisches und Körperliches. Ähnlich verhält es sich mit dem Grund. So ist es schon viel zu einfach, den Grund als gegebene und stabile Größe anzunehmen.
Zweifellos hat der Maler zunächst den Bildträger gespachtelt und weiß grundiert, er hat aber auch die farbigen Linien wieder soweit mit Weiß übermalt, dass ihre graphische und koloristische Wirkung mehr oder weniger stark gedämpft wird. Einen Grund legen, heißt für Geccelli also nicht nur, die Fläche für die Zeichnung zu präparieren; nicht weniger wichtig ist, dass die Zeichnung wieder in diesem Grund versinken kann. Der Boden der Malerei ist auch ihr Schleier... dabei spüren wir auch immer das Risiko der Neutralisierung, das mit dem Gebrauch dieser Farbe verbunden ist. Es ist eben diese Gefahr, die Geccelli sucht: weil sie allein es auch erlaubt, ein neues Bild zu malen.“ (Ralph Ubl, University of Chicago)
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After studying photography and art, Geccelli started developing a dialogue between built objects and drawing. Both working methods stimulated each other. For several years now, the line has become an object of his interest – his works operate with a reduced stock of colour lines on paper, wood and aluminium panels, as well as canvas. His interest in the colour line also gives rise to the question of the opposite of the pictorial object: The white ground began asserting itself more and more vis-à-vis the line. It became a foundation and functions as a memory of his attempts to repeatedly redefine the relation of picture and wall.
“The picture is built up in subsequent and merging layers. One line is placed, another one at another spot is painted over with white. From layer to layer, one line recedes into the surface, while another line remains on the white. The lines compete with the contours of the picture’s body, leading from the edges into the picture. Over time, the lines gain intensity inside the white. The colour of the lines can indicate a previously undetermined level to the white. Gaps come into play, orders and markings begin to shift.” (James Geccelli)
“Strictly speaking, there are no elements of painting in Geccelli’s pictures. What could count as the most basic building block always proves to be undivided, changeable, instable. Geccelli’s work begins before simplicity, since what is visible is not yet separated and hence not yet brought back together... The line no longer bears witness exclusively to perception, but also to bodily movement... The line is therefore not elementary, but instead a phenomenon of indifference that only afterwards branches into what is seen and what is drawn, into the visual and the corporeal. It is similarly the case with the ground. Therefore, it is much too simple to presume that the ground is a given and stable entity.
Without doubt, the painter first levels out and primes the picture medium, but he also paints over the colour lines again with white, to such an extent that their graphical and coloration effects are more or less strongly muted. For Geccelli, then, establishing a ground not only means preparing a surface for the drawing; it is equally important that the drawing can again sink into this ground. The foundation of painting is also its veil... and we also sense the risk of neutralisation associated with the use of this colour. It is precisely this risk that Geccelli seeks: For it alone also allows a new picture to be painted.” (Ralph Ubl, University of Chicago)
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